Wie das Leben so spielt

Karl Napf bringt den Simmozheimern den "Württemberger" näher

Schwarzwälder Bote, 28. 6. 2003 - von Corina Neuer

So unglaublich wie Karl Napfs alias Ralf Jandl Geschichten auch erscheinen, so wahr sind sie aber. Gemeinsam mit der Gitarrengruppe „Let’s fätz“ sorgte der Autor in Simmozheim für einen unvergleichlichen Gemeindeabend.

Laut Pfarrer Manfred Mergel, auf dessen Einladung Napf gekommen war, muss es wohl an den „Segnungen des Ruhestandes“ gelegen haben, dass der Mann mit der kräftigen Stimme so kurzfristig für den Regierungspräsidenten Wicker einspringen konnte. Das Thema des Abends, „Der Württemberger einst und heute“, griff der pensionierte Stuttgarter Ministerialrat im wahrsten Sinne des Wortes treffend auf. Er schilderte schonungslos, wie es im Schwäbischen früher zuging, beziehungsweise was davon heute noch geblieben ist.

Er erzählte unverblümt Geschichten, die das Leben schrieb. Als Hauptdarsteller dienten ihm Bekannte ebenso wie Berühmtheiten. Für das gespannt zuhörende Publikum ging er Jahrhunderte zurück oder schilderte eigene Erlebnisse, die belegen, wie viel er in Württemberg herumgekommen ist. Von den „hintersinningen“ Tübingern wusste er ebenso etwas zu berichten wie von einem Ostelsheimer Mädchen. Nicht selten amüsierte er das Publikum auch mit dem Witz und der Ironie historischer Dokumente. Auch Klischees sparte er nicht aus. So muss es den vermeintlichen Sparzwang der Schwaben wohl doch gegeben haben. Denn die Zuhörer amüsierten sich köstlich über die Anekdote des Bauers, der seine standesamtliche Trauung auf Freitagabend legte, weil er da sowieso immer dusche. Auch vor dem Fiskus machte Napf nicht Halt und plädierte für eine „Körpergewichtsabgabe“. Die Gitarrengruppe „Let’s fätz“ untermalte passend und exzellent die Lesung, bei der der Jurist des öfteren auch aus seinen Büchern zitierte. Vom Häuslebauer bis hin zum hohen Offizier reichten die von Napf beschriebenen Charaktere.

Schauspiererisches Talent bewies er mit seiner Stimme, mit der er den verschiedenen Charakteren Leben einhauchte. Aus den Vorteilen der Mundart machte er keinen Hehl: „Auf Schwäbisch kann man nicht so lügen wie auf Hochdeutsch“ und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.