Mundart ist seine große Leidenschaft

Der Simmozheimer Pfarrer Manfred Mergel schreibt in neuer Buchreihe über Religion und Dialekt.

Schwarzwälder Bote, 14.06.2014 - von Bettina Bausch

Manfred Mergel hat sich als leidenschaftlicher Mundartprediger und Autor schwäbischer Texte einen Namen gemacht. Besonders bei Vereinsjubiläen, Feiern und besonderen Gottesdiensten predigt der Simmozheimer Pfarrer schwäbisch.

Hinzugekommen sind in den vergangenen Jahren Mundartgottesdienste beim Volksfest auf dem Cannstatter Wasen. „Bei uns sind Mundartpredigten noch eine Nische. In Norddeutschland gibt es bereits 300 Pfarrer, die oft in plattdeutschen Dialekten predigen“, sagt er. In einer nördlichen Landeskirche gebe es sogar eine halbe Pfarrstelle für Fragen der Dialektpredigten.

Seine ersten Gottesdienste in schwäbische Mundart hielt Mergel in den 1990er-Jahren als Vikar in Gärtringen. Sie kamen gut an und füllten die Kirche. Der 54-jährige Geistliche sieht jedoch auch die Gefahr, dass Verkündigung in der Mundart fälschlicherweise als eine Art Spektakel verstanden werden könnte. „Die Dialektpredigt ist kein billiges, volkstümliches Gaudium. Sie ist verantwortete Rede von Gott“, stellt Mergel überzeugt fest. Die Mundart könne die Herzen der Menschen besonders anrühren. Kein Prediger könne den Dialekt krampfhaft suchen, sondern er müsse ihm zufallen und zu ihm passen, meint er. „Mir ist das in den Schoß gefallen“, freut er sich.

Der Pfarrer ist in einem bodenständigen schwäbischen Elternhaus aufgewachsen, in dem Mundart gesprochen wurde. „Rede anständig“, sagten die Eltern immer wieder zu dem Gymnasiasten und späteren Studenten. Und meinten damit natürlich Hochdeutsch. Während seines Theologiestudiums in Tübingen und Hamburg sei seine schwäbisch gefärbte Sprache im Norden oft belächelt worden. Daher habe er sich dort sprachlich oft zurückgehalten. „Später gewann ich die Freiheit, mich in meinem Dialekt auszudrücken“, sagt er.

Wenn Mundartpredigten da und dort auch noch kritisch beäugt werden, so ist der Mundartpfarrer doch von ihrer Berechtigung überzeugt. „Ich möchte mit Mundartgottesdiensten Menschen erreichen, denen die Kirche fremd ist“, unterstreicht er. Der Dialekt könne oft auch zum besseren Verständnis des Gesagten beitragen.

Um Verständnis für jene Gottesdienste zu wecken und sie selbstverständlicher werden zu lassen, hat der Simmozheimer Pfarrer sich mit zwei norddeutschen Theologen zusammengetan und jetzt den ersten Band der neuen Reihe „Religion und Dialekt“ herausgegeben. Das 173 Seiten umfassende Buch trägt den Titel „Mundart in der Kirche – Möglichkeiten und Grenzen“. Die gesammelten Beiträge zu diesem Thema umfassen mehr als 100 Jahre und beziehen sich meist auf norddeutsche Mundarten. Das Buch soll Mundart in der Kirche vor allem bei den Pfarrern und Theologiestudenten in den Blickpunkt rücken.

Mergel selbst hat in seinem Beitrag „Fünfzehn Thesen zur Mundartpredigt“ die wesentlichen Merkmale und Gründe für Mundartgottesdienste zusammengefasst. Im nächsten Band der Reihe wird unter der Federführung Mergels das Schwäbische ins Visier genommen.

Der Pfarrer opferte viel Freizeit und Urlaubstage für seine engagierte Mundartarbeit. „Im Ruhestand werde ich dann einmal mehr Zeit haben für dieses Thema, das mir lieb geworden ist“, sagt er schmunzelnd.

Das nächste Buch Mergels mit dem Titel „Wortschatz“ mit einem Vorwort von Landesbischof Frank Otfried July erscheint im Herbst und wird am 13. Oktober ab 19:00 Uhr im Simmozheimer  Gemeindehaus vorgestellt.